Weitere Ergebnisse: In Skandinavien wird bereits sehr viel bargeldlos bezahlt. Hier haben CNP-Transaktionen (Card Not Present) deutlich zugenommen – und damit auch CNP-Betrugsfälle. In Dänemark und Norwegen haben sich die Verluste durch CNP-Betrugsfälle in den vergangenen drei Jahren verdoppelt. Insgesamt sind in den nordeuropäischen Ländern keine Anzeichen einer Verlangsamung sichtbar, sondern eine klar steigende Tendenz.

Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich 2017 in Ungarn: Zusammen mit Dänemark hat Ungarn die Hauptlast der CNP-Betrugsmigration zu spüren bekommen. Das Betrugsvolumen stieg in beiden Ländern in den vergangenen drei Jahren um 300 Prozent und eine Abnahme deutet sich nicht an.

In Österreich ist das Betrugsvolumen seit 2016 um 20 Prozent gestiegen. Das ist die höchste Zunahme in ganz Europa.

Erfolge im Kampf gegen Betrugsfälle konnten dagegen die Niederlande verzeichnen: Aufklärungsarbeit und der Einsatz präventiver Technologie haben hier zu einer Abnahme des Betrugsniveaus um 35 Prozent geführt. Maßgeblich dazu beigetragen haben dürfte iDIN, eine 2016 gestartete Zusammenarbeit der Banken zur Erhöhung der Sicherheit im Online-Banking.

In Frankreich hingegen dominieren ID-Fraud (Betrug mit falschen Identitäten) und Betrugsfälle nach Kartenverlust und machen 95 Prozent der Verluste aus. Außerdem gibt es hier zunehmend Anzeichen für ein Wachstum der Cyberkriminalität.

Deutschland konnte auch 2017 wieder einen Rückgang von zwei Prozent der CNP-Betrugsfälle verzeichnen. Während die Bedrohungen hier stetig aber in geringem Maße zurückgehen, zeichnen sich zunehmend neue Betrugsmethoden ab, die bestehende Kontrollen umgehen und gezielt individuelle Schwächen des Marktes ausnutzen.

Nach einem Höchststand 2010 beim Betrugsvolumen scheint Spanien ein Plateau erreicht zu haben. Dies deutet darauf hin, dass das Land in der Lage ist, kleine Angriffe und bekannte Betrugsfälle unter Kontrolle zu halten. Ein großangelegter Angriff könnte den Markt jedoch überraschen und es ist wahrscheinlich, dass Spanien das nächste Zielland für weitreichenden CNP-Betrug wird, da die Verluste bislang hauptsächlich auf gefälschte und gestohlene Karten zurückzuführen sind.

In Großbritannien hatte der CNP-Betrug in den vergangenen sieben Jahren beständig zugenommen. Zum ersten Mal gelang es nun, die Wende einzuleiten: Um acht Prozent konnten die Betrugsfälle 2017 im Vergleich zum Vorjahr reduziert werden und dieser Trend dürfte sich auch 2018 fortsetzen.

Jens Dauner, Managing Director Sales DACH & Central Europe bei Fico: „Wie die Veränderungen hinsichtlich Betrugsniveau und -volumen von 2016 auf 2017 europaweit zeigen, ist es wahrscheinlich, dass sich die Betrugsfälle weiterhin von Großbritannien und Frankreich in andere Länder verlagern werden. Dieses Jahr waren von der Betrugsmigration vor allem Österreich, Ungarn und Dänemark betroffen. Aber auch Länder wie Deutschland oder Spanien, die eine stetige Abnahme und ein gewisses Plateau in puncto Betrug beim Banking erreicht haben, könnten wieder verstärkt interessante Ziele für die Betrüger sein. Diese hatten nun Zeit, sich intensiv mit den dort angewendeten Kontrollmechanismen auseinanderzusetzen und neue Betrugsmethoden zu entwickeln, die diese umgehen.“

Dieser Artikel wurde von Frank Braatz (Mitglied des Programmbeirats der ProfitCard) in der SOURCE 09/2018 veröffentlicht.