Für das Jahr 2016 geht das BKA davon aus, dass es rund 700 besonders schwere Fälle des Diebstahls aus Geldautomaten gab. Im Vergleich zum Vorjahr (ca. 400 Angriffe) hat sich die Zahl fast verdoppelt. Bei diesen besonders schweren Fällen handelt es sich um Sprengung von Geldautomaten, Komplettentwendung durch Herausreißen oder Demontage sowie Öffnung der Automaten mit Trennschneidern, hydraulischem Werkzeug, Schweißgeräten oder Hebelwerkzeugen.
2016 registrierte das BKA im Bereich „Sprengung von Geldautomaten“ 318 Fälle, 161 mehr als im Vorjahr. In 128 Fällen gelangten die Täter an Bargeld (ca. 40 %), in 190 Fällen blieb es beim versuchten Diebstahl. Der regionale Schwerpunkt liegt weiterhin in Nordrhein-Westfalen. Auffällig bleibt die hohe Anzahl von Tatorten in der Nähe zur Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland. Der Verdrängungseffekt aus den Niederlanden nach Deutschland geht auf verstärkte Präventionsmaßnahmen der niederländischen Geldinstitute sowie intensive repressive Maßnahmen der niederländischen Strafverfolgungsbehörden zurück. Darüber hinaus sind Niedersachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern überdurchschnittlich betroffen.
Eine weitere Diebstahlsvariante ist das „Cash Trapping“. Dabei wird der Geldausgabeschacht von Geldautomaten mit einer doppelseitigen Klebefolie präpariert, die verhindert, dass das Geld ausgegeben oder wieder vom Automaten eingezogen wird. Die Geldscheine bleiben im Ausgabeschacht an der Klebefolie haften. Zu diesem Bereich liegen dem BKA keine Fallzahlen vor.
Bei der technischen Manipulation von Geldautomaten geht es hauptsächlich um Skimming. Dabei werden Kartendaten und zugehörige Geheimzahlen (PIN) erbeutet, mit denen dann mit Hilfe von Kartendubletten an Automaten im Ausland Geld abgehoben wird.
Die zunehmende Ausstattung der Geldautomaten mit wirksamen Anti-Skimming-Modulen (mechanisch und elektronisch) erschwert den Tätern das Auslesen der Kartendaten erheblich. Trotzdem war 2016 nach der rückläufigen Entwicklung der vergangenen Jahre wieder eine Zunahme der Skimming-Fälle an Geldautomaten zu verzeichnen. Dabei erfolgten in Deutschland insgesamt 369 einschlägige Angriffe. Betroffen waren 159 Geldautomaten (2015: 118 GAA), die zum Teil mehrfach angegriffen wurden. Die regionalen Schwerpunkte beim Skimming lagen weiterhin in Berlin (281 Angriffe) und Hamburg (30 Angriffe).
Eine Ursache für den Brennpunkt in Berlin sieht das BKA in der hohen Anzahl von ausländischen, insbesondere außereuropäischen Touristen, deren Zahlungskarten teilweise noch nicht mit einem EMV-Chip ausgestattet sind. Die in Berlin festgestellten Tatverdächtigen stammen fast ausschließlich aus Bulgarien. Im Deliktsbereich Skimming an Geldautomaten sind die Täter seit Jahren nahezu ausschließlich bulgarischer, rumänischer und moldawischer Herkunft.
Im Ausland wurden 2016 bei Manipulationen von 232 Geldautomaten (2015: 257 GAA) und POS-Terminals deutsche Kartendaten und PINs abgegriffen. Am häufigsten erfolgten die Datenabgriffen in Italien und Großbritannien, die damit Frankreich und die Türkei in diesem Bereich abgelöst haben.
Dieser Artikel wurde von Frank Braatz (Mitglied des Programmbeirats der ProfitCard) in der SOURCE 07/2017 veröffentlicht.