Nach etlichen Jahren lag der interaktiven Karte zufolge 2012 nicht Großbritannien, sondern Frankreich bei den Betrugsverlusten an der Spitze. „Die Franzosen waren zwar die Vorreiter bei der Einführung von Chip und PIN, doch haben die Engländer dafür andere Technologien zur Betrugsbekämpfung implementiert“, erklärt Martin Warwick, Fraud Chief bei FICO in Europa. „Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung wie Chip und PIN senken zunächst die Betrugsquote. Doch ändern die Betrüger infolgedessen ihre Strategie. Sobald sie eine neue Schwachstelle gefunden haben, nehmen die Betrugsfälle wieder zu“, so Warwick.
Auch in Deutschland sind die Betrugsraten 2012 wieder gestiegen. Rund 60 Prozent gingen auf das Konto von Betrugsmustern, bei denen die Vorlage einer Karte vermieden werden kann (card not present: CNP) und 35 Prozent auf Betrug mit gefälschten Karten. Vor allem die grenzüberschreitende Kriminalität bleibt ein Problem. So mancher deutsche Kartenherausgeber hat deshalb seine Karten für den Einsatz an ausländischen Geldausgabeautomaten gesperrt und erlaubt Transaktionen in bestimmten Ländern nur auf explizite Kundennachfrage. Andere Kreditinstitute haben hingegen moderne analytische Systeme implementiert. Diese bieten verschiedene Möglichkeiten, Betrugsversuche rechtzeitig zu erkennen und zu stoppen, ohne die Kundenbeziehung aus den Augen zu verlieren.
„Die Banken müssen darauf achten, dass sie Karten nicht fälschlicherweise sperren und Kunden verärgern“, so Warwick. „Europaweit sind sie 2012 deshalb größere Risiken eingegangen und haben höhere Verluste in Kauf genommen. Infolgedessen sind jedoch die Betrugsraten gestiegen. Der letzte Höchststand wurde in Europa 2008 erreicht. Ein Jahr später gingen die Zahlen zurück, danach stiegen sie aber stetig an – die Banken wollten wohl Kunden binden und höhere Umsätze erzielen. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis das Pendel wieder zurückschlägt und die Reduktion der Betrugsverluste im Vordergrund steht.“
Die FICO European Fraud Map wurde mit Datenmaterial von Euromonitor International erstellt. Den Daten zufolge sind in Europa die Betrugsverluste im Kartengeschäft 2012 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent angestiegen. Der Zuwachs geht zu rund 50 Prozent auf die Entwicklungen in Frankreich zurück, 30 Prozent entfallen auf Großbritannien und Russland. In Russland haben sich die Betrugsverluste von 2010 bis 2012 sogar verdreifacht.
Interaktive FICO European Fraud Map
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