„Smart Home“ steht noch am Anfang

Die Energiewende in Deutschland zieht einen weitreichenden Umbau der Infrastruktur zur Energiebereitstellung und -nutzung nach sich. Bis 2020 sollen die europaweit geltenden Vorschriften realisiert werden. Diese fordern weniger Treibhausemissionen, einen verbindlichen Anteil an erneuerbaren Energien und eine höhere Energieeffizienz. Ein intelligent vernetztes Heim bildet einen elementaren Bestandteil der hierfür notwendigen Gesamtlösung. Beispielsweise bieten Smart Home Anwendungen dem Endkunden ein Maximum an Transparenz in seinem Energieverbrauch und seinen aktuellen Energiekosten. Dies gewährleistet deutliche Einsparpotenziale: Spitzenlasten in Haushalten lassen sich ein- und ausschalten, so dass der Betrieb von Geräten mit hohem Verbrauch in günstige Tarifperioden verschoben werden kann. Durch Smart Home wird außerdem die dezentrale Energieeinspeisung beherrschbar, so dass sich der Privathaushalt als Produzent im Smart Grid einbinden lässt.

Allerdings: Die Realisierung dieser Ziele ist noch lange nicht in Sicht. Zunächst gilt es, vorhandene Hindernisse wie hohe Anschaffungskosten für Geräte, fehlende Kommunikationsstandards und heterogene Daten- und Objektmodelle abzubauen, wie Prof. Dr. Roland Kaldich, Projektverantwortlicher für die aktuelle Studie, bestätigt: „Obwohl mit über 40 Millionen Haushalten allein in Deutschland ein großes Marktpotenzial besteht, fehlen noch attraktive Vermarktungskonzepte und Geschäftsmodelle, um potenzielle Kunden zu überzeugen.“

Hauptgrund für den noch ausstehenden Durchbruch von Smart Home, sind vor allem der heterogene Markt mit einer Vielzahl von herstellerspezifischen Lösungsangeboten und die bislang noch unklar verteilten Rollen unter den Akteuren. Nicht weniger als fünf Branchen buhlen aktuell um die Gunst, sich als Vorreiter zu positionieren: Telekommunikations-, Energie- und Versorgungsunternehmen, Anbieter von Gebäudetechnik, Hersteller von Unterhaltungselektronik- und Haushaltsgeräten, Hardware- sowie Software-Unternehmen aus dem Bereich „IT“. Die damit verbundene, eher schleppende, Weiterentwicklung des Marktes eröffnet den Marktteilnehmern gleichzeitig die Chance, einzelne Marktlücken zu besetzen und sich nah am Endkunden zu positionieren.

Erfolgreiche Modelle, die sich bereits in anderen Branchen etabliert haben, ließen sich von unabhängigen Portalbetreibern sehr schnell realisieren. In der Energiewirtschaft sind diese Geschäftsmodelle aber meist unbekannt, was für einzelne Marktteilnehmer ein großes Risiko mit sich bringt. Vor allem die klassischen Energieversorger hätten das Nachsehen, wenn sie vom Privatkunden abgetrennt und ans Ende der Wertschöpfungskette gesetzt würden, meint Dr. Roland Kaldich, dem als „Ideallösung“ eine IPv6 und WiFi basierte Kommunikation zwischen Aktoren, Sensoren und Steuereinheiten, die auf Basis eines standardisierten Objektmodells den Austausch von Mess- und Steuerinformation ermöglicht, vorschwebt. „ Sollte es in naher Zukunft möglich sein, diese Technologien zu wesentlich niedrigeren Kosten als heute bereitzustellen, wären viele der bisher angebotenen, heterogenen Technologien mit einem Schlag obsolet“, ist sich Kaldich sicher.

Neue Portalanbieter könnten, an den bisherigen Anbietern vorbei, neben der Steuerungsfunktionalität auch (nicht nur energienahe) Dienstleistungen auf Provisionsbasis über das Portal direkt an private Endkunden vermarkten. Dies könnten z.B. Energielieferverträge, Heizungs- und Sanitärdienstleistungen, Shops für Haushalts- und Smart Home-Geräte, etc. sein.

Das IEER – Institute for European Energy Market Research GmbH, empfiehlt in ihrer aktuellen Studie vorerst noch abzuwarten. Investitionen in geschlossene und proprietäre Smart Home Lösungen bringen noch nicht den erhofften Return on Investment. Erst mit der preiswerten Bereitstellung von Geräten, basierend auf einem Kommunikationsstandard und einem definierten Objektmodell, können herstellerunabhängige und integrierbare Smart Home Lösungen angeboten werden, die auch beim Endkunden breite Akzeptanz finden.

www.ieer-gmbh.com

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