2017: Überdurchschnittliches Wachstum im deutschen Kartengeschäft

Das Zahlungskartengeschäft verzeichnet seit Jahrzehnten ein kontinuierliches Wachstum. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) beträgt in den letzten 5 Jahren 5,2%. Die Wachstumstreiber 2017 waren die Kreditkarten (Mastercard, Visa u.a.) mit einem Plus von 9,3% und die Debitkarten (insbesondere ec cash, ELV) mit 6,2%.

Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung PaySys Consultancy GmbH in ihrer jährlich herausgegebenen Kartenmarktstatistik Deutschland. Seit 2015 verzeichnet das Kreditkartengeschäft in Deutschland kontinuierlich ein hohes Wachstum. Ein entscheidender Impuls für diese Entwicklung ist die sogenannte Interchange Fee-Verordnung, die Ende 2015 EU-weit in Kraft trat. Die Verordnung führte indirekt zu erheblichen Preissenkungen für die Kreditkartenakzeptanz auf der Händlerseite und damit zu einer spürbaren Ausdehnung der Kreditkartenakzeptanz (z. B. bei Discountern). Die zunehmende Kreditkartennutzung im Niedrigpreissegment spiegelt sich auch in der Senkung des Durchschnittsbons einer Kreditkartenzahlung wieder. Vor 5 Jahren betrug der Durchschnittsbon noch fast 100 Euro, heute nur noch knapp 86 Euro.

Im Debitkartenbereich (Transaktionen mit den Brands girocard, ELV1, Maestro und V PAY) sind die PIN-basierten ec cash-Transaktionen mit der girocard der wichtigste Wachstumstreiber (+11,6 Mrd. €). Das konkurrierende unterschriftsbasierte ELV Verfahren verzeichnet 2017 zwar weiterhin eine Zunahme (+2,5 Mrd. €), wird aber zunehmend durch ec cash subsituiert. Die Zunahme von ELV erfolgte mit einer Wachstumsrate von fast 20% insbesondere im Tankstellenbereich. Bedingt durch die vom Kartellamt verordnete Abschaffung des einheitlichen Händlerentgelts (früher 0,3%) und der IFVerordnung sind die seit November 2014 bilateral ausgehandelten Entgelte für ec cash kontinuierlich gesunken. Die Kartenmarktstatistik zeigt seitdem ein deutlich verlangsamtes Wachstum von ELV im Vergleich zu ec cash. Es ist zu vermuten, dass die Kreditinstitute die bilateralen Händlerentgeltverhandlungen nutzen, um das konkurrierende ELV-Verfahren durch substitutionsabhängige Preise zu schwächen. Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass für 2018 erstmalig mit einem absoluten Rückgang des ELV-Volumens gegenüber 2017 zu rechnen ist.

Der einzige Verlierer 2017 ist die GeldKarte (minus 10,8%). Der Umsatz dieses vorausbezahlten Instruments für Kleingeldzahlungen ist seit 2008 rückg.ngig. Außer in Deutschland wurden in sämtlichen anderen Mitgliedsstaaten vergleichbare Zusatzapplikationen der Debitkarte mittlerweile wegen Erfolglosigkeit abgeschafft.

Gemessen an den Konsumausgaben der privaten Haushalte ist für das Kartengeschäft in Deutschland noch viel Potenzial (ca. 600 Mrd. €) vorhanden. Über ein Drittel der Konsumausgaben2 wird mittlerweile mit Karte bezahlt (2017: 37%). Der Anteil lag vor 10 Jahren noch bei ca. 25%.

Die genannten Zahlen ergeben sich aus der von der Unternehmensberatung PaySys Consultancy im Dezember 2018 veröffentlichten Kartenmarktstatistik 2008 – 2017.

 

paysys.de

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