50 Jahre eurocheque: Die Geschichte eines großen Europäers

Die Echtheit sollte dabei in den Anfangsjahren laminiertes Sicherheitspapier und später ein Stück Plastik gewährleisten: die ec-Karte. Sie diente zunächst als reine Zahlungsgarantie – gelegt wurde mit ihr aber der Grundstein für das elektronische Bezahlen. Als Ende der 1970er immer mehr Geldautomaten verfügbar waren, wurde die Karte um eine Debitfunktion ergänzt. Von nun an konnte mittels des schwarzen Magnetstreifens Geld abgehoben werden. Ab 1991 konnte dann flächendeckend per Karte und Geheimzahl in Supermärkten, Tankstellen und anderen Geschäften bezahlt werden – das Debitkartensystem electronic cash war geboren. 1995 folgte die Prepaid-Funktion „Geldkarte“. Mit der elektronischen Geldbörse können kleine Beträge ohne PIN oder Unterschrift beglichen werden. In den letzten Jahren setzen sich zunehmend mobile Bezahlverfahren durch, mittlerweile kann man in vielen Läden mit dem Smartphone oder sogar der Smartwatch bezahlen.

Für den Scheck selber war electronic cash indes der Anfang vom Ende. Zum 1. Januar 2002 verlor der ec-Scheck seine internationale Garantiefunktion, seitdem sind die auf einem eurocheque-Vordruck ausgestellten Zahlungsanweisungen lediglich normale Schecks aufgrund der jeweiligen nationalen Gesetze. Der Name ec-Karte aber blieb vorerst noch – genauso wie das Logo mit dem blauen „e“ und roten „c“, das seit den späten 1960er-Jahren Schecks und Karten zierte.

Bei der Entwicklung und dem Aufbau des ersten europäischen grenzübergreifenden Zahlungssystems war Giesecke+Devrient von Anfang an mit dabei. Siegfried Otto, langjähriger Chef von Giesecke+Devrient, und Dr. Eckart van Hooven, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank und damals Aufsichtsratsvorsitzender von Giesecke+Devrient, hatten die Idee, eine Scheckgarantiekarte einzuführen und so die Akzeptanz des Schecks bei Handel und Gewerbe zu steigern sowie beim Verbraucher populärer zu machen. Das Münchner Unternehmen war nicht nur in den maßgeblichen deutschen und europäischen Gremien vertreten, viele der technischen Grundlagen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wie auch zahlreiche andere Innovationen rund um Sicherheit und Mobilität gehen auf Giesecke+Devrient zurück. Bereits seit Ende der 1960er-Jahre beschäftigte sich das Traditionshaus mit der Entwicklung von Geldausgabeautomaten, multifunktionalen Bankkarten und Chipkarten. Heute ist Giesecke+Devrient führend bei physischen (Banknoten), elektronischen (Kartenlösungen) und mobilen (Apps) Bezahlverfahren.

„Mit dem Aufbau des eurocheque-Systems begann für Giesecke+Devrient eine der verantwortungsreichsten und gleichzeitig interessantesten Aufgaben in seiner langen Unternehmensgeschichte“, erklärt Astrid Wolff, Leiterin Corporate Heritage bei Giesecke+Devrient. „Wir haben gemeinsam mit Vertretern von Banken und Sparkassen die Idee für ein einheitliches und grenzüberschreitendes Zahlungssystem entwickelt. Mit dem Auftrag zum Aufbau und der Produktion des eurocheque-Systems ist der Startschuss für die zahlreichen Innovationen der nächsten Jahrzehnte gefallen. Heute sind bargeldloses Zahlen, grenzenloses Kommunizieren und die sichere Identifikation Alltag geworden. Wir liefern die passenden Lösungen und werden weiter neue Technologien für die mobile Welt entwickeln, um den Alltag von Menschen angenehmer und sicherer zu machen.“

Die Eckdaten

  • Im Mai 1968 trafen sich unter Vorsitz von Dr. Eckart van Hooven, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank und Aufsichtsratsvorsitzender von Giesecke+Devrient, Vertreter von Bankenverbänden aus 15 europäischen Ländern in Frankfurt am Main mit dem Ziel, ein einheitliches und länderübergreifendes Schecksystem zu schaffen.
  • Auf einer zweiten Konferenz in Paris im Oktober 1968 wurde es schon konkreter: Das Schecksystem erhielt den Namen eurocheque, symbolisiert durch ein ec-Logo. Und als Garantiekarte für die Schecks wurde die eurocheque-Karte eingeführt.
  • Ab dem 1. Mai 1969 wurde das eurocheque-System in 15 Ländern eingeführt und erlebte einen ungebremsten Siegeszug. Sehr schnell schlossen sich die meisten Länder Europas an, Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas folgten.  
  • Ab 1972 wurden eine gemeinsame Scheckurkunde und eine einheitliche Scheckgarantiekarte ausgegeben. Durch den Wegfall des eingedruckten Währungssymbols wurde die Voraussetzung für Bargeldauszahlungen in der lokalen Währung und die bargeldlose Bezahlung bei Handels- und Dienstleistungsbetrieben geschaffen.
  • 1972 sind in der Bundesrepublik Deutschland bereits 5,5 Millionen eurocheque-Karten im Umlauf, 1978 schon elf Millionen Karten.  
  • In den 1980er-Jahren verlor der ec-Scheck aufgrund der rasant zunehmenden Verbreitung und Nutzung von GAAs (Geldausgabeautomaten) an Bedeutung.
  • Ende der 1990er-Jahre ist das Karten-System mit nahezu 60 Millionen Benutzern das größte Zahlungssystem Europas.
  • 1999 wurde beschlossen, dass der ec-Scheck zum 1. Januar 2002 seine internationale Garantiefunktion verliert.
  • Seit 2007 heißt die Bank- oder Sparkassenkarte Girocard.
  • 2017 startete der deutschlandweite Rollout der kontaktlosen Zahlung mit der Girocard. 

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