IT-Security-Branche hofft auf Impuls durch den ePass

Dabei fehle es – laut Booz Allen Hamilton – nicht an technologischen Lösungen. Mit RFID, Biometrie und Digitaler Signatur liege Deutschland auf einem Spitzenplatz in der Innovationsliga. Der Technologievorsprung sei vor allem bei Smart Cards klar erkennbar. Beispiele sind etwa Identifikationsdokumente, anwendungsbezogene Digitale Signaturen oder der Aufbau und Betrieb von PKI-Lösungen (Public Key Infrastructure/Sicherung der Intra-, Extranet und Internet-Applikationen). Auch bei der Hochsicherheitsverschlüsselung von Daten und Datenübertragungen sowie ausgewählten Spezialbereichen der Kryptographie hält Deutschland eine international führende Position. Die Hürden einen attraktiven Markt zu entwickeln, lägen vielmehr in der mangelnden Akzeptanz der Lösungen und im Fehlen eines wirtschaftlichen Geschäftsmodells für Flächenanwendungen. Außerdem blockierten Datenschutzanforderungen eine rasche Entwicklung, die weniger aus der Bevölkerung als vielmehr von Seiten der öffentlichen Datenschützer gestellt würden. Das Biometriegeschäft kämpfe noch immer mit Anlaufschwierigkeiten. Auch der ab November ausgegebene digitale Reisepass nutze die technischen Möglichkeiten nur in geringem Umfang. „“Biometrische Ausweise müssen neben der öffentlichen die privatwirtschaftliche Seite mit einbeziehen, um die Tragfähigkeit der Investitionen sicherzustellen““, so Dr. Rainer Bernnat, Geschäftsführer von Booz Allen Hamilton. Das erfordere jedoch eine Anpassung der Rechtssprechung für die Nutzung außerhalb hoheitlicher Bereiche, beispielsweise die Authentifizierung bei Geldausgabeautomaten über den digitalen Personalausweis. „“Die enormen Anfangsinvestitionen seitens der öffentlichen Hand für die Infrastruktur sowie für die Bereitstellung privatwirtschaftlicher Anwendungen bilden weitere Einführungsbarrieren““, stellt Dr. Rainer Bernnat fest. „“Trotzdem erwarten wir ein jährliches Wachstum von 8-10% für den globalen Biometriemarkt, sobald sich Anwendungen wie der elektronische Pass erst einmal bewährt haben.““ Im Jahr 2004 hatte der Markt ein Volumen von rund 1 Mrd. Euro. Auch bei RFID-Lösungen lasse das erhoffte hohe Geschäftsvolumen noch auf sich warten. Groß angelegte Pilotversuche im Einzelhandel blieben den Wirtschaftlichkeitsnachweis der enormen Investitionen in der Praxis zunächst schuldig. Zudem zeichne sich ab, dass sich der RFID-Markt primär aus dem Lösungsgeschäft und weniger aus der Technologie speise. Als aussichtsreichste Anwendungsgebiete gelten Reisepässe, Personalausweise sowie Supply Chain Management. Bei Digitalen Signaturen hätte die Einführungsproblematik des vielfältigen Systemumfelds bislang nicht gelöst werden können. Außerdem sorge die immer noch komplexe Technologie für Akzeptanzprobleme in der Öffentlichkeit, die den Nutzen gegenüber herkömmlichen Verfahren wie PIN/TAN nicht wahrnehme. Da auch das Zusammenspiel zwischen Staat und Wirtschaft – beispielsweise das mit viel Anfangsdynamik gestartete „“Bündnis für Digitale Signaturen““ – ins Stocken geraten sei, fehle dem Markt zurzeit der Antrieb. Booz Allen Hamilton raten den nationalen Anbietern, ausländische Zielmärkte ins Auge zu fassen, um ein akzeptables Marktvolumen durch Exportgeschäfte zu entwickeln. Regionen wie Osteuropa oder der Mittlere Osten besäßen einen zunehmenden Bedarf an Sicherheitslösungen, insbesondere aufgrund der sprunghaften Entwicklung im Bereich der Verwaltungsmodernisierung oder der internationalen Gesetzgebung. Für deutsche Anbieter eröffneten sich dabei interessante Marktchancen, einerseits durch die räumliche Nähe (Osteuropa) und andererseits als Positionierungsalternative zu US-amerikanischen Anbietern (Mittlerer Osten). Aufgrund des mittelständisch geprägten Charakters der Anbieterseite sei die weitere Unterstützung seitens der öffentlichen Hand, allen voran des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, auch in der neuen Bundesregierung, eine wichtige Erfolgskomponente. bayer_sabine@bah.com www.bah.de 

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