Der inzwischen zurückgetretene Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz hat nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft 259.000 Euro Schmiergeld im Zusammenhang mit Sponsoring-Aufträgen angenommen. Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley war vor mehr als einem Jahr von Ex-Konzernchef Ulrich Schumacher über die Beschuldigungen informiert worden. Nach einer internen Prüfung, die keine Belege erbrachte, hatte Kley aber nichts gegen von Zitzewitz unternommen. „“Man kann bei einem Unternehmen, das in einer so schwierigen Phase ist, kein Vertrauen gewinnen, wenn man eine Art Vertuschungsstrategie fährt““, kritisierte daraufhin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das Vorgehen Kleys. Skandale ließen sich heute nicht mehr unter der Decke halten. Neben der Schmiergeld-Affäre köchelte auch noch mal der alte Konflikt um den Weggang Ulrich Schumachers auf: Aufsichtsratschef Kley, der Infineon nach dem Weggang Schumachers für einige Monate selbst kommissarisch geführt hatte, erklärte in einem FAZ-Interview, er habe schon lange vor dem Rausschmiss Schumachers im vergangenen Jahr nach einem Nachfolger gesucht. Ihm seien schon einige Monate nach seinem Amtsantritt als Aufsichtsratschef im Juli 2002 Zweifel an Schumacher gekommen, da dieser u.a. über Schlafstörungen litt und nur drei bis vier Stunden täglich schlafe. Angesichts der hohen Arbeitsbelastung eines Vorstandsvorsitzenden habe er sich Sorgen gemacht. Außerdem sei das Verhältnis zwischen Schumacher und dem restlichen Vorstand zerrüttet gewesen, sagte Kley. Außerdem werde Schumacher mit Vorwürfen um den Bau der neuen Firmenzentrale „“Campeon““ belastet, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Er habe einem anonymen Aufsichtsratsmitglied zufolge das Architektenbüro TEC PMC beauftragen lassen, das von den Söhnen eines alten Schumacher-Förderers betrieben werde. Dabei hätten die Architekten die Grenzen beim Honorar sehr großzügig ausgenützt. Der Vertrag mit dem Architekturbüro ist schon seit längerer Zeit gekündigt. Bei Infineon verweist man zudem darauf, dass das Unternehmen die Zentrale, die im kommenden Jahr bezogen werden soll, nicht selber baut, sondern nur Mieter sein wird. Im Umfeld Schumachers wird betont, dass Finanzvorstand Peter Fischl sämtliche Campeon-Verträge unterschrieben habe. Zudem wollten Kley und andere offenbar nur von eigenen Versäumnissen ablenken. Schumacher werde sich zwar an die Verschwiegenheits-Vereinbarungen halten, er werde seine Persönlichkeitsrechte aber zu wahren wissen. Nach dem Schmiergeldskandal soll nun die Prüf- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young die internen Prüf- und Kontrollsysteme von Infineon unter die Lupe nehmen und feststellen, ob diese Schwachstellen aufweisen, die eine frühere Aufklärung der Fakten verhindert haben. Infineon sei an einer umfassenden Aufklärung der Vorwürfe interessiert, sagte Vorstandvorsitzender Ziebart. Allerdings sei die Aufarbeitung der Geschichte nicht die wichtigste Aufgabe. Vor allem müsse das Unternehmen auf einen zukunftsträchtigen Weg gebracht werden. Nach turbulenten Wochen hofft Infineon nun auf ruhigere Zeiten: „Wir schließen jetzt die Reihen“, heißt es im Unternehmen. Nach der ausgiebigen Debatte des Schmiergeldskandals im Aufsichtsrat sollen die Grabenkämpfe eingestellt werden. Der Aufsichtsrat hatte sich nach mehrstündiger Debatte demonstrativ hinter den in die Kritik geratenen Aufsichtsrats-Chef Max Dietrich Kley gestellt. Zwar gebe es durchaus Vorbehalte am Auftreten Kleys in den vergangenen Wochen. Nach Angaben aus Branchenkreisen war auch Großaktionär Siemens darüber irritiert und habe daher das Gespräch mit Kley gesucht. Das Kontrollgremium sei aber letztendlich überzeugt davon, dass die Schmiergeldvorwürfe gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz nicht unter den Teppich gekehrt worden seien, heißt es aus dem Aufsichtsrat. www.dpa.de www.faz.de www.sueddeutsche.de www.infineon.de
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