eTicketing zum Anfassen – Kontiki-Konferenz in London

Jenni Borg, Head of Smart and Integrated Ticketing, stellte die Strategie des Britischen Verkehrsministeriums vor. Bis 2014 soll in ganz Großbritannien die Infrastruktur geschaffen werden, um alle ÖPV-Fahrten über kontaktlose, chipbasierte Medien abzuwickeln. Durch Regierungsbeschluss ist der ITSO-Standard für alle Anwendungen verbindlich. Lesegeräte und das Hintergrundsystem werden ebenso auf kontaktlose Bankkarten und NFC- fähige Mobiltelefone ausgerichtet. Das Verkehrssystemmanagement basiert auf einem Franchise-Modell für Busse, Metro und die Bahn. Der Busmarkt ist privatisiert. Das Verkehrsministerium bietet finanzielle Anreize für die ITSO-kompatible, technische Ausstattung der Busflotte. Die Erneuerung der Bahn-Konzession beinhaltet eTicketing Spezifikationen mit 2jähriger Umsetzungszeit. Smart Ticketing wird als Möglichkeit für nachfrageorientierte Preisgestaltung und erhebliche Einsparungen angesehen. Die bessere Datengrundlage erlaubt besseren und effizienteren Service, neue kommerzielle Möglichkeiten und bessere Kapazitätsplanung. Unter dem Motto „Wir machen London lebenswerter“, präsentierte Steve Newsome, Head of International & European Affairs, was sich seit der Gründung von Transport for London (TfL) im Jahr 2000 im Hinblick auf eine integrierte Verkehrsorganisation entwickelt hat. TfL ist verantwortlich für den ÖPV und Individualverkehr incl. Verkehrsinfrastruktur und Fußwege für 7,5 Mio. Einwohner und jährlich 30 Mio. Touristen, sowie 28,4 Mio. Fahrten pro Tag, von denen 75 Prozent in London beginnen oder enden. Die klare Transportstrategie und das integrierte Vorgehen brachten positive Ergebnisse: Autofahrten sind um 7 Prozent gesunken, die Busnutzung um mehr als 40 Prozent gestiegen. Auch die Nutzung von Metro und Docklands Light Railway (DLR) stieg um 7 Prozent, die Fahrradnutzung sogar um mehr als 100 Prozent. Der Individualverkehr in Central London wurde um mehr als 20 Prozent reduziert. Peter Lewis, Oyster Development Manager, zeigte die Entwicklung des Systems Oyster auf. Der Entwicklungsprozess begann 1983 mit der Travelcard und ist heute ein integriertes Multifunktions-System mit Bankkartenfunktion. Getragen wird diese Entwicklung von TfL, die das gesamte Spektrum der integrierten Mobilitäts-Aufgaben von der Infrastrukturentwicklung über Lizenzvergabe und Straßenplanung bis zur Projektentwicklung wahrnimmt. Mike Tuckett, Head of National Rail Development, erläuterte den Einsatz der Oyster Card bei den Bahnunternehmen. Er zeigte die Schwierigkeiten auf, neun Bahnen mit 250 Bahnhöfen in das Oyster System einzubinden. Der Durchbruch wurde 2006 durch eine politische Vereinbarung zwischen TfL und dem Department for Transport DfT, also dem Verkehrsministerium erreicht. Die Komplexität der Verträge, die Bewältigung der Tarifprobleme und der Umfang des Projekts führten dazu, dass es erst 2010 in vollem Umfang eingeführt werden konnte. Sjef Janssen, VDV-Kernapplikations GmbH, berichtete in den eTicketing Deutschland News, dass das Sperrlistenmanagement im Juni 2011 in den Wirkbetrieb gehen wird. Die Reduzierung der Transaktionszeiten hat deutliche Fortschritte gemacht, das Fernziel von 0,4 sec. ist aber nicht kurzfristig zu erreichen. Das KA-Zertifizierungslabor ist in Betrieb gegangen. KA-Teilnahmeverträge werden ab August 2011 abgeschlossen. Die Entwicklung der Organisation der KA zum Dienstleister wird weiter vorangetrieben. Knud Trubbach, kcw GmbH, präsentierte den Stand des eTicketing in Dänemark, das deutlich beeinflusst wird durch Landesgröße, Grenzlage und das politische Umfeld. Das landesweite dänische eTicketing ist ein offenes System, wird Check-in/Check-out mit RFID nutzen, ein Bestpreisverfahren beinhalten und auf der Tarifbasis eines modifizierten Luftlinien-Kilometer-Modells arbeiten. Bis 2014 soll der flächendeckende Einsatz erreicht sein. Die Bedeutung von ITSO, Oyster und EMV stellte Lindsey Robertson, ITSO Ltd., im Zusammenhang dar. Die nationale eTicketing Strategie in England, Schottland und Wales basiert auf ITSO. 23 öffentliche Transport- Behörden arbeiten mit ITSO, 45.000 Service-Punkte haben bereits 14 Mio. ITSO-Karten ausgegeben. Peter Aylward, Almex, gab einen Überblick über die ITSO-Anwendung in Schottland. Kostensenkung durch Beseitigung von Sicherheitsmängeln, Ungenauigkeiten und Fahrgeldhinterziehung war das Ziel. Das Projekt umfasste 260 Verkehrsunternehmen mit 6500 Bussen. Die Schwierigkeiten lagen im Projektumfang, der Komplexität, und den unterschiedlichen Interessen der Projektbeteiligten. Dennoch wurde das Projekt zum Erfolg. Im Mittelpunkt des Vortrages von Matthew Hudson, Fares & Ticketing, stand das TfL-Modell für den Einsatz von Kreditkarten im eTicketing. Kreditkarten können hier nicht nach den Prinzipien des Einzelhandels arbeiten. Ihre Abwicklung im eTicketing erfordert spezielle Prozesse für Kreditierung und Validierung. TfL erwartet durch den Einsatz von Kreditkarten eine starke Reduzierung der operativen Kosten. Kevin Clack, Security Development Manager, gab einen Überblick über das U-Bahn Sicherheitssystem. Das Mengengerüst des zu überwachenden Bereiches bilden 269 Bahnhöfe mit 412 Rolltreppen, 600 Züge, 816 km Gleise. Die U-Bahn hat sich als Zone geringer Kriminalität gezeigt. Zur wirksamen Kriminalitätsbekämpfung wurde ein Stufenmodell von der Risikoeinschätzung bis zum Einbruchsalarm entwickelt, das für alle Stufen ausgearbeitete Sicherheitsmaßnahmen enthält. Carl Horsman, Crime Reduction & Community Safety Team, vervollständigte die Sicherheitsbetrachtungen mit Maßnahmen zur Kriminalitätsreduzierung. Vorbeugung gegen Kriminalität kann erreicht werden durch Gebäudegestaltung, Zugangskontrollen und Beleuchtung. Im Verkehrsbereich speziell sind geeignet: Klare Abgrenzung zwischen privatem und öffentlichem Raum, Schranken, Kamera-Überwachung mit Aufzeichnung, Personal-/ Polizeipräsenz. So kann ein Ambiente geschaffen werden, das dem Fahrgast die Angst nimmt und die Kriminellen abschreckt. Einen deutlichen Eindruck von den Leistungen des CentreComm, der Verkehrsleitzentrale der 8000 Londoner Busse, gab Mark Geldard mit einem Film über geplante Maßnahmen für die Olympischen Spiele 2012. Beeindruckend ist schon das heutige Mengengerüst. Überzeugend aber auch die Planungen, um die großen Herausforderungen von Olympia 2012 zu meistern. www.kontiki.net 

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