EZB-Bericht zum Kartenbetrug: Chip erhöht Sicherheit, Betrug bei Zahlungen ohne Karte steigt

Der Bericht untersucht die Betrugsentwicklung im Zusammenhang mit Kartenzahlungen im einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area – SEPA) von 2007 bis 2010. SEPA umfasst 32 Länder (die gesamte Europäische Union sowie Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz) bzw. 458 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Europa. Der Gesamtschaden durch Kartenbetrug belief sich 2010 auf 1,26 Mrd € und sank damit um 12,1% gegenüber 2009. Relativ gesehen verringerte sich das Betrugsvolumen, d. h. der Anteil derartiger Delikte am Gesamtwert aller Transaktionen, von 0,045% im Jahr 2007 auf 0,040% im Jahr 2010, nachdem 2009 ein Höchststand von 0,050% verzeichnet worden war. Im Zeitraum von 2007 bis 2010 erhöhte sich das gesamte Betrugsvolumen um 0,7%, aber der Wert der Transaktionen stieg um 5,1% auf rund 3 Billionen € pro Jahr. Insgesamt wurden 1,2% der innerhalb von SEPA herausgegebenen Karten für betrügerische Zwecke genutzt (also 12 von 1 000 Karten).

Der Bericht bezieht sich auf Betrügereien, die mit verschiedenen Kartenarten (Debit- und Kreditkarten) und im Rahmen unterschiedlicher Nutzungsarten verübt wurden. Im Jahr 2010 entfiel die Hälfte des Schadens auf Delikte, bei denen ohne Vorlage einer Karte – also per E-Mail, Telefon oder Internet – gezahlt wurde, während ein Drittel bei Kartenzahlungen an Kassenterminals und ein Sechstel an Geldausgabeautomaten entstand.

Verbesserungen der Kartensicherheit und der zugrunde liegenden Zahlungsinfrastruktur sind der Hauptgrund dafür, dass es im Jahr 2010 gegenüber 2007 weniger Betrugsfälle an Geldautomaten und Kassenterminals gab. Die bedeutendste Verbesserung stellte hierbei die weitere Verbreitung von EMV, einem chipbasierten Standard, dar. Er bietet stärkere Sicherheitsmerkmale als die üblichen Magnetstreifen, und zwar sowohl für physische Karten (da der Chip im Gegensatz zum Magnetstreifen nicht einfach kopiert werden kann) als auch für die technologische Infrastruktur hinter der Transaktion. Die Übernahme dieser Sicherheitsmerkmale wird von der EZB empfohlen und ist Bestandteil der SEPA-Migration.

Da Transaktionen, die ohne Kartenvorlage getätigt werden, nicht von dieser Sicherheitsverbesserung profitieren, ist bei Betrugsdelikten in diesem Bereich absolut wie auch relativ ein Aufwärtstrend zu beobachten. So stieg deren Anteil von 47% auf 50% der Betrugsfälle insgesamt, während der absolute Wert zwischen 2007 und 2010 von 571 Mio € auf 648 Mio € (mit einem Höchststand von 684 Mio € im Jahr 2009) zunahm. Der weitaus größte Teil der Zahlungen ohne Karte (74%) wurde über das Internet getätigt.

Der Bericht stellt fest, dass bei Kreditkarten und Debitkarten mit aufgeschobener Kontobelastung (die bei Transaktionen über das Internet sowie bei grenzüberschreitenden Zahlungen vorherrschend sind) 1€ von je 1.010 € (rund 0,1%) bei einer betrügerischen Transaktion ausgegeben wurde. Bei Debitkarten, die häufiger in Geschäften und zur Bargeldentnahme eingesetzt werden, belief sich der Anteil auf 1 € je 4.545 € (0,02%).

Zusammenfassend wird im Bericht festgehalten, dass der Kartenbetrug zwar rückläufig ist, jedoch eine international organisierte Aktivität darstellt, die gemeinsame Präventionsmaßnahmen und internationale Standards erfordert, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit von Zahlungen im Internet und grenzüberschreitenden Transaktionen. Der Bericht unterstreicht die Bedeutung einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den Kartenzahlungssystemen, um Kompromisspunkte rasch identifizieren zu können.

Der Bericht ist auf der Website der EZB abrufbar, eine Zusammenfassung bietet die deutsche Bundesbank.

EZB Bericht / Report On Card Fraud

www.ecb.europa.eu

www.bundesbank.de

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