gematik fordert Industrie zu Angeboten für Online-Rollout / Stufe 1 auf

„Nun können wir die Industrie auffordern, verbindliche Angebote abzugeben. Unser gemeinsames Ziel, eine sichere und zuverlässige Datenautobahn für das Gesundheitswesen zum Wohle aller Beteiligten zu bauen, rückt damit in greifbare Nähe. Mit dem ORS1 wird die Basis für weitere nutzenbringende Anwendungen gelegt“, erklärt Prof. Dr. Arno Elmer, Hauptgeschäftsführer der gematik. Vor allem die Expertise aller Gesellschafter und deren intensive und konstruktive Zusammenarbeit hätten in den vergangenen Monaten wesentlich zum Voranschreiten des Projekts beigetragen. „Bei sämtlichen Entscheidungen der gematik werden so die Interessen aller Gesellschafter berücksichtigt“, betont Elmer.

Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der gematik, Dr. Günther E. Buchholz (Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung) sagte zu der Entscheidung: „Mit der Veröffentlichung der Dokumente für die Erprobung des ORS1 bekommt die Industrie Planungssicherheit für die nächste Phase im eGK-Projekt und kann verbindliche Angebote für die Durchführung der Testverfahren abgeben. Die Leistungserbringer werden das Projekt natürlich weiterhin mit kritischem Blick begleiten. Denn sie sind ja diejenigen, die die Aufgabe der operativen Umsetzung in der Praxis tragen werden.“

Die stellvertretende Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Dr. Doris Pfeiffer (GKV-Spitzenverband), erklärte: „Mit der Freigabe der Lose des ORS1 ist wieder ein wichtiger Schritt getan, um die Potenziale moderner Informations- und Kommunikationstechnologien auch für das Gesundheitswesen nutzbar zu machen. Wir werden weiter mit Hochdruck am Aufbau der Telematikinfrastruktur arbeiten, denn nur so lässt sich die Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Patientenversorgung in Deutschland verbessern.“

Gemäß den Planungen im Vergabeverfahren wird der Zuschlag für die Lose in ORS1 voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres erfolgen. Die Industrie wird dann die erforderlichen Komponenten und Dienste für den Aufbau der zukunftsfähigen Telematikinfrastruktur entwickeln. Im Vordergrund stehen dabei zunächst die Erprobung der automatischen Aktualisierung der Versichertenstammdaten und der qualifizierten elektronischen Signatur. Das heißt, die auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gespeicherten Versichertenstammdaten werden beim Einlesen der eGK online mit den Daten bei den Krankenkassen abgeglichen und nötigenfalls aktualisiert. Ändert sich beispielsweise durch Umzug die Adresse eines Versicherten, meldet er dies wie bisher seiner Krankenkasse. Die Krankenkasse gibt die Änderung in ihr System ein. Sobald die eGK des Versicherten in der Arztpraxis eingelesen wird, werden die Versichertenstammdaten auf der Karte und auf Wunsch auch im Praxissystem automatisch aktualisiert. Damit entfällt der teure Kartenaustausch, der in der Vergangenheit notwendig war. Ein Zugriff der Krankenkassen auf Daten in der Arztpraxis ist nicht möglich. Für Ärzte, Zahnärzte und Angehörige anderer Heilberufe hat der Online-Abgleich den Vorteil, dass sie ihre Abrechnungsdaten einfach aktualisieren können.

Die qualifizierte elektronische Signatur (QES) über den Heilberufsausweis, die in den Konzepten auch für weitere Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung und sichere Authentisierung umfasst, ist die sichere Basis für medizinische Anwendungen in der Telematikinfrastruktur wie Arztbriefe oder Notfalldaten. Anhand dieser Signatur kann der Unterzeichner eines Dokuments eindeutig festgestellt werden. Die QES garantiert, dass die signierten Daten nicht verändert oder ergänzt wurden und bestätigt damit die Echtheit eines Dokuments. Diese Funktionalitäten bieten die Infrastrukturbasis, auf der sowohl die im Gesetz genannten medizinischen Anwendungen, wie zum Beispiel das Notfalldaten-Management, realisiert werden können wie auch weitere Mehrwertanwendungen, die in der Zuständigkeit der jeweiligen Leistungserbringersektoren liegen wie etwa sichere elektronische Abrechnungsverfahren.

Los 3 betrifft den Aufbau des zentralen Netzes (Backbone) für die Telematikinfrastruktur. Es beinhaltet die sichere Anbindung der Fachdienste der Krankenkassen und weiterer Akteure sowie bereits bestehender Netze der Heilberufler, wie beispielsweise das sichere Netz der KVen (KVSafeNet), an dieses zentrale Netz.

Die technischen Lösungen werden zunächst eigenverantwortlich von der Industrie, anschließend intensiv in der gematik getestet. Spätestens zehn Monate nach der Zuschlagserteilung soll nach derzeitiger Planung dann die Erprobung im Echtbetrieb in zwei Testregionen starten. Die Testregion Nordwest besteht aus den Ländern Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die Testregion Südost aus Sachsen und Bayern. Im Fokus der Erprobung stehen Praxistauglichkeit, Datenschutz, Interoperabilität, Kompatibilität, Stabilität und Sicherheit der Telematikinfrastruktur. Nach der erfolgreichen Erprobung soll der bundesweite Online-Rollout erfolgen.

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