Kontiki thematisiert Interoperabilität in der Mobilität

Regina Ferreira, die Präsidentin von Operadores de Transportes de Lisboa OTLIS, zeigte, dass in Lissabon aus der freiwilligen Zusammenarbeit von Verkehrsunternehmen ein offenes und interoperables kontaktloses eTicketing-System entstanden ist. Ein Verkehrsverbund im Sinne einer mit Deutschland vergleichbaren Struktur und personellen Ausstattung ist dort nicht vorhanden. Auf rein partnerschaftlicher Grundlage haben die Verkehrsunternehmen mit geschäftsprozessorientierter Methodik eine Vorgehensweise realisiert, deren Gegenstand nur die Geschäftsentwicklung ist. Mit „Lisboa Viva“, kombiniert mit einem zentralen Informationssystem und einem generischen Datenmodel, wird die gesamte Region Lissabon mit kontaktlosen Tickets bedient. Neue Projekte sind die Integration weiterer Mobilitätsdienstleistungen und die internationale Zusammenarbeit mit Israel, Brasilien und Belgien. Henriques Coelho, von den Staatlichen Eisenbahnen Portugals (Comboios de Portugal, CP), vertiefte die Ausführungen mit technischen und organisatorischen Details. Er demonstrierte die neuen Ticketing Anwendungen als Multi-Operator und Multi-Modales EFM (Elektronisches Fahrgeldmanagement System). Wichtig für den Erfolg des Systems sei die exakte Definition und Vorbereitung des technischen und geschäftsprozessorientierten Herangehens. Wesentlich für das System seien das Intermodulare Transport Informationssystem, Security & Clearance, Interaktion von System und Service, Sales Organisation, Datennetzwerkstrukturen, Internet Vertrieb, Schüler- und Tourismus Card, Car Sharing und Parken. Die Arbeitsgruppe Interoperabilität beschäftigte sich mit alternativen Wegen zur europäischen Interoperabilität im EFM. Die Suche nach Migrationswegen, auf denen die diversen nationalen Standards in einen europäischen Standard eingehen können, ist ganz aktuell. Etienne Graindor, von der Societe des Transportes intercommunaux de Bruxelles, STIB), demonstrierte die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten von regionaler, nationaler und internationaler Interoperabilität. Es wurden insbesondere Ansätze zu interoperablen Verknüpfung von lokalen EFM-Systemen zu relationsbezogenen bzw. übergreifenden EFM-Systemen dargestellt. Für die Realisierung einer europäischen Interoperabilitätslösung setzte er voraus, dass eine Win-Win Situation für den Fahrgast und das Verkehrsunternehmen entsteht. Mit dem Thema Interoperabilität in der Mobilität öffnet Kontiki eine neue Dimension. Die bisherige Fokussierung auf Interoperabilität im ÖPV wird erweitert, um über die Multiapplikationsfähigkeit zur Intermodalität zu gehen mit der Erwartung, dass sich dann Mobilität auch über bestimmte Systemgrenzen hinweg verbinden kann. Klaus Philipp, T.C.L. GmbH, stellte die neuesten Mobilitäts-Projekte vor und verglich die gegenwärtige Situation im ÖPV mit der von anderen Elementen der Mobilitätskette (Auto-Parken-Bahn-Bus-Taxi) und stellte fest, dass für den ÖPV alle technischen Standards existieren, die für eine sofortige Systemrealisierung nötig sind. Für das restliche Spektrum von Anwendungen, die in der Mobilitätskette notwendig sind, fehlen aber noch eine Reihe von Standards als Voraussetzung für eine Realisierbarkeit. (Luftverkehr, Car Sharing, Parkraumbewirtschaftung, andere Mobilitäts-Dienste). Er schloss mit der Aufforderung, diese Standards schnellstens zu entwickeln, um eine integrierte elektronische Mobilitätskette auf einem Medium realisieren zu können.. J. A. L. Janssen, VDV-Kernapplikations GmbH & Co. KG, stellte die im Rahmen des Förderprogramms des Bundesministeriums für Verkehr bewilligten Projekte vor und zeigte einen Ausblick auf die nahe Zukunft. Die weißen Flecken auf der Deutschlandkarte der eTicketing – Realisierungen sollen deutlich reduziert werden. Auch in Österreich wurde ein erstes Pilot-Projekt gestartet. Eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit sei die Migration der Tarife. Patrick Almy, Continental AG, stellte in seinem Gemeinschaftsvortrag mit Scheidt & Bachmann zur Zukunft der Raumerfassung die in beiden Häusern jeweils eigenständig entwickelten Systeme EasyRide und ALLFA-Ticket (intermobil Dresden) und „esprit“ vor und strukturierte die weiteren Entwicklungsstufen. Es bestehe die feste Absicht, bei möglichen alternativen Ansätzen zur Technologie der Raumerfassung alle Entwicklungen auf Basis der VDV-Kernapplikation zu realisieren. Aus Sicht des Fahrgastet sei die Raumerfassung die bequemste Möglichkeit und in Zusammenhang mit einem elektronischen Tarif auch gerechteste Lösung, da nur die wirkliche Fahrt abgerechnet wird. Die grundsätzliche Machbarkeit hat sich in den Pilotanwendungen bestätigt. Es geht nun um die flächenhafte Anwendung in Produktivsystemen, auch als Voraussetzung für die kostengünstige Produktion in größeren Losen. Forschungsbedarf bestehe für die Entwicklung eines kostengünstigen Nutzermediums. Da die Kosten für das Nutzermedium im BiBo (Be In Be Out) noch zu hoch sind, steht seine Weiterentwicklung auch ganz oben auf der Agenda der Industrie, die die Entwicklung wirtschaftlicher Produkte bis 2015 plant. In der AG Migration wurden die Bewertungskriterien für die Migration zu einem EFM – System abgeschlossen und für die Veröffentlichung in Aalen (nächste Konferenz) freigegeben. Weitere Migrationsdokumente sind als Hinweissammlung geplant. Die AG „Betreibermodelle/Finanzierung“ hat die Arbeit aufgenommen. Die WG Interoperability analysierte die im Plenum umrissenen alternativen Wege zu einem europäischen Standard für Interoperabilität im EFM und leitete daraus die nächsten Aufgaben ab: Revision der Lösungsmöglichkeiten, Bewertung der Modelle. In der AG Mobilität wurde das House of Logistics and Mobility (Holm), mit dem das Land Hessen die Stellung der Rhein-Mains-Region als europäische Verkehrsdrehscheibe sichern und ausbauen möchte, vorgestellt. Weber@kontiki.net www.kontiki.net 

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