PaySys: Zahlungskarten in Deutschland weiterhin auf Vormarsch

Das Zahlungskartengeschäft verzeichnet seit Jahrzehnten ein kontinuierliches Wachstum. Die Wachstumstreiber 2016 waren die Kreditkarten (Mastercard, Visa u.a.) mit einem Plus von 6,2% und die Debitkarten (insbesondere ec cash, ELV) mit 3,9%. Bereits im Vorjahr 2015 machte sich im Kreditkartenbereich die von der EU verordnete Preisregulierung der sog. Interchange Fee, die Ende 2015 in Kraft trat, bemerkbar. Die Verordnung führte indirekt zu erheblichen Preissenkungen für die Kreditkartenakzeptanz auf der Händlerseite und damit zu einer spürbaren Ausdehnung der Kreditkartenakzeptanz (z. B. bei Discountern).

Es ist bemerkenswert, dass in Deutschland das durchschnittliche jährliche Wachstum von Debitkartenumsätzen (CAGR 6,1%), über eine längere Periode (2011-2016) betrachtet, fast identisch mit dem Wachstum im Kreditkartenbereich (CAGR 6,3%) ist.

Obwohl das sogenannte Elektronische Lastschriftverfahren (ELV) auf Basis der Debitkarte „girocard“ (früher ec Karte genannt) seit über 30 Jahren in Deutschland existiert, gibt es im Markt widersprüchliche Zahlen. Die Firma Capgemini bezifferte z. B. die Anzahl der kartenbasierten ELV-Transaktionen vor kurzem auf ca. 10 Mrd. Transaktionen mit einer Marktführerschaft in Höhe von 51% aller bargeldlosen Transaktionen (Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen) in Deutschland. Die offensichtliche Fehlermeldung beruhte auf der merkwürdigen Annahme, dass sämtliche Lastschriften durch ELVKartenzahlungen ausgelöst werden. Die unterschriftsbasierte ELV-Zahlung ist zwar beliebt und wächst, ist aber dem konkurrierenden ec cash-Verfahren (girocard & PIN) weiterhin deutlich unterlegen. Auf Umsatzbasis beträgt das Verhältnis der Debitkartenverfahren ELV und ec cash seit Jahren unverändert ca. 1 zu 2.

Statt der von Capgemini geschätzten 10 Mrd. beträgt die Anzahl der ELV-Transaktionen „nur“ ca. 1,5 Mrd. Die Zahl beruht auf Angaben der ec cash-Netzbetreiber, über die die ELVTransaktionen vorwiegend abgewickelt werden. Der Umsatz stieg 2016 um 3,2% auf fast 76 Mrd. €. Das Wachstum ist unerwartet, da – ebenfalls bedingt durch die Preiseingriffe der EU – das ec cash-Verfahren gegenüber ELV für den Händler relativ preiswerter geworden ist. Ein stark überdurchschnittliches Wachstum verzeichnete ELV im Tankstellenbereich. Mehrere Tankstellenketten favorisieren mittlerweile ELV, wenn der Kunde mit seiner girocard zahlen möchte.

Auch die von der Bundesbank seit kurzem veröffentlichten Zahlen zum ELV tragen zur spekulativen Verwirrung bei. Seit 2014 soll (laut Bundesbank) der ELV-Umsatz von 119 Mrd. auf 94 Mrd. (2016) gesunken sein (minus 21% !), während die Netzbetreiber für diese Periode einen Anstieg von insgesamt fast 14% verzeichnen. Bereits eine einfache Überlegung zeigt, dass die Entwicklung und diese Zahlen völlig unrealistisch sind. Eine Substitution des reduzierten ELV-Umsatzes (ca. 25 Mrd. € laut Bundesbank) durch Bargeld ist auszuschließen. Der Umfang der Bargeldzahlungen nimmt langsam, aber stetig ab. Die eher theoretisch denkbare Option einer 100%-Substition von ELV durch ec cash und Kreditkarten ist rechnerisch unmöglich, da in dieser Periode (2014-2016) der Zuwachs beider Kartentypen insgesamt „nur“ 20,8 Mrd. € beträgt. Dabei ist zu bedenken, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil des Kreditkartenwachstums im Ecomerce stattfand, während der angebliche ELV-Schwund sich auf Umsätze an der physischen Kasse im Handel bezieht. Die Zahlen der Bundesbank bedürfen weiterhin einer erheblichen Korrektur. Das in Deutschland beliebte ELV-Verfahren hat an Attraktivität keineswegs verloren.

paysys.de

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