Trends im Electronic Banking 2007

Die Integration von SEPA-Formaten, die Migration auf EBICS und die Gewährleistung sicherer Authentifizierung stellen die größten Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren dar. Drei Viertel der beteiligten Experten (73 %) zählen die Integration von SEPA-Formaten zu den größten drei Herausforderungen bei der Gestaltung von Electronic-Banking-Angeboten in den nächsten fünf Jahren. Die Migration von BCS/FTAM auf EBICS wird von 62 % der Teilnehmer und damit an zweiter Stelle genannt. Die Gewährleistung sicherer Authentifizierung stellt für 38 % der Teilnehmer zu den drei größten zukünftigen Herausforderungen, insbesondere für Experten aus Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Bei den Banken und Sparkassen führt SEPA zu intensiverem Wettbewerb, zum Outsourcing der Zahlungsverkehrsabwicklung und zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen. SEPA wird nach der weitgehend einhelligen Meinung der Teilnehmer zu einer Zunahme des Wettbewerbs zwischen deutschen und ausländischen Instituten führen. Um rückläufige Erträge aufgrund des verschärften Wettbewerbsumfelds zu kompensieren, werden Zahlungsverkehrsvolumina primär innerhalb Deutschlands bei einigen wenigen großen Abwicklungsdienstleistern zusammengelegt. Nach Abschluss der unbedingt notwendigen Anpassungen zur Erfüllung der SEPA-Anforderungen wollen die Institute zudem verstärkte Anstrengungen unternehmen, sich durch innovative Zusatzdienstleistungen von ausländischen Wettbewerbern zu differenzieren. Deutsche Unternehmen profitieren mindestens genauso stark von SEPA wie ausländische. Insgesamt gehen die beteiligten Experten davon aus, dass sich SEPA positiv auf die Firmenkunden auswirken wird. Die starke Exportorientierung sowohl bei Großunternehmen als auch im Mittelstand führe dazu, dass sich vielfältige Ansatzpunkte für Vereinfachungen von Zahlungsabwicklungsprozessen und Kostensenkungen bieten werden. Auch rein national tätige Unternehmen könnten vom stärkeren Wettbewerb zwischen den Banken profitieren. Viele Institute planen auf Basis von EBICS multibankfähige Firmenkundenportale anzubieten. Firmenkundenportale stellen das Pendant zum browserbasierten Online Banking für Privatkunden dar. Da auf Kundenseite keine Installation erforderlich ist, kann der Zugriff von jedem beliebigen PC, beispielsweise auch von unterwegs erfolgen. Auf der Basis von EBICS ergeben sich zukünftig interessante Potenziale für Banken, über das eigene Firmenkundenportal den Firmenkunden auch die Verwaltung von Kontoverbindungen bei anderen Banken zu ermöglichen. Der überwiegende Anteil der Teilnehmer rechnet damit, zukünftig ein solches Angebot zur Verfügung stellen zu können. EBICS könnte sukzessive auch von anderen europäischen Ländern übernommen werden. Die europaweite Standardisierung der Bank-Kunde-Schnittstelle ist nach Meinung der Experten eine wichtige Voraussetzung für die Vollendung des Electronic einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraums (SEPA). Dass sich EBICS tatsächlich auf europäischer Ebene als Standard durchsetzt, davon sind die Teilnehmer weniger stark überzeugt. Einige Länder zeigten sich zwar bereits interessiert, allerdings sei die Abstimmung eines einheitlichen europäischen Standards eine sehr komplexe und langwierige Aufgabe. Wahrscheinlicher sei daher eine sukzessive Adoption durch andere europäische Länder, die auch zu Modifikationen des Standards führen werde. In Firmenkundenportalen werden elektronische Signaturen bisher selten zur Authentifizierung verwendet. Während elektronische Signaturen für die Erteilung von Aufträgen über Software- Lösungen bereits von fast allen Instituten angeboten werden, spielen sie bei der Auftragserteilung über Firmenkundenportale eine deutlich geringere Rolle. Die Einführung von EBICS wird jedoch offensichtlich dazu führen, dass elektronische Signaturen auch in Firmenkundenportalen häufiger genutzt werden können. Zwei Drittel der Institute werden zukünftig qualifizierte elektronische Signaturen unterstützen. Obwohl in Deutschland bereits im Jahr 1997 ein Signaturgesetz verabschiedet wurde, werden qualifizierte elektronische Signaturen im Sinne des geltenden Signaturgesetzes im Electronic Banking bisher kaum eingesetzt. Lediglich 9% der beteiligten Institute setzen dieses Instrument nach eigenen Angaben für die Erteilung von Aufträgen über Software- Lösungen ein. Allerdings planen weitere 57 %, zukünftig qualifizierte elektronische Signaturen zu unterstützen. Bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind es sogar fast drei Viertel der Institute. Die Institute gehen insbesondere davon aus, dass die Zahl der Anwendungen für qualifizierte elektronische Signaturen außerhalb des Electronic Banking zukünftig zunimmt. Derzeit werden die fehlenden Anwendungsfälle noch als größtes Hindernis für die Verbreitung qualifizierter elektronischer Signaturen eingestuft. Nur 20 % der Institute präferieren kein bestimmtes Kundensystem. Nur für jedes fünfte der beteiligten Institute ist es unwesentlich, über welches Kundensystem ein Firmenkunde Umsätze abruft oder Aufträge erteilt. Von den übrigen achtzig Prozent der Institute präferiert über die Hälfte Firmenkundenportale, achtzig Prozent empfehlen ihren Firmenkunden den Einsatz von Software-Lösungen bestimmter Hersteller. Als Begründungen wurden von einzelnen Teilnehmern die unterschiedlichen Leistungsumfänge der Systeme sowie die Unterschiede im bankseitigen Aufwand für Beratung und Support genannt. Neue Lösungen zur Unterstützung automatisierter Abläufe und Firmenkundenportale gewinnen zukünftig an Bedeutung. Automatisierte Systeme für die Abholung und den Versand von Zahlungsverkehrsdateien sowie die direkte Anbindung von ERP-Systemen über SWIFT zielen auf die verbesserte Integration unternehmensinterner Abläufe ab. Wie die Einschätzungen der Experten zeigen, könnten sie herkömmliche Electronic-Banking-Software zukünftig in einigen Fällen substituieren. Firmenkundenportale stellen nach Meinung der Experten eine sinnvolle Ergänzung zu lokal installierten Software-Lösungen dar, z. B. für bestimmte Firmenkundensegmente oder für die ortsunabhängige Auftragsfreigabe. Sie werden daher zukünftig ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Neue Prozesse bei der SEPA-Lastschrift ermöglichen innovative Zusatzdienstleistungen. Die SEPA-Lastschrift bietet gute Möglichkeiten, sich durch Zusatzdienstleistungen vom Wettbewerb zu differenzieren und damit im verschärften europäischen Wettbewerb zu bestehen. Über ihre konkreten Planungen konnten zum Zeitpunkt der Untersuchung jedoch erst zehn Teilnehmer Auskunft geben. Acht dieser zehn Institute wollen ihren Firmenkunden die erforderliche Vorankündigung der Lastschrift beim Zahlungspflichtigen abnehmen. Sechs der zehn Institute wollen die Elektronifizierung der Mandatsdaten übernehmen, die zukünftig mit der Lastschrift selbst elektronisch an die Bank des Zahlungspflichtigen übermittelt werden müssen. Eine komplette Übernahme des Lastschriften-Managements ihrer Firmenkunden, d. h. der Verwaltung des Debitorenbestands und der Lastschrift-Einreichung, planen immerhin noch vier der zehn Institute. Die elektronische Rechnungsstellung wird zukünftig von den Instituten stärker unterstützt. Jeweils etwa ein Drittel der Institute will seine Firmenkunden zukünftig bei der elektronischen Rechnungsstellung an Privatpersonen bzw. an Unternehmen unterstützen. Internetbasierte Finanzierungsangebote oder Treuhanddienste spielen derzeit dagegen keine bedeutende Rolle. info@ibi.de www.ibi.de info@ppi.de www.ppi.de Hintergrundinformationen Die Studie Electronic Banking 2007 – Trends und zukünftige Anforderungen im Firmenkundengeschäft schätzt zukünftige Entwicklungen im Firmenkundengeschäft auf Basis einer zweistufigen Expertenbefragung qualifiziert ein. Banken, Sparkassen, Rechenzentren und Softwarehäusern soll die Studie damit eine verlässliche Grundlage für ihre strategische Ausrichtung bieten. Insgesamt 26 Experten aus Großbanken, Landesbanken, großen Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie Bankenverbänden wurden zur Wettbewerbsrelevanz des Leistungsangebots und zu zukünftigen Herausforderungen im Electronic Banking befragt. Die Antworten wurden von ibi research an der Universität Regensburg anonymisiert ausgewertet und aufbereitet. Initiiert und unterstützt wurde die Befragung vom Beratungs- und Softwarehaus PPI AG, das zum Partnernetzwerk von ibi research gehört. 

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