Wirtschaftskrise traf Kreditkartengeschäft

Die Wachstumstreiber waren 2009 Transaktionen mit der von deutschen Banken und Sparkassen herausgegebenen Debitkarte „Girocard“ (ehemalige „ec-Karte“), wovon fast 100 Mio. Stück in Umlauf sind. Ca. 70 Prozent des gesamten Kartenumsatzes wurde mit dieser Karte getätigt. Der Debitkartenumsatz im Handel stieg 2009 um 8,7 Prozent und hat einen Anteil am Gesamtkartenumsatz von 70 Prozent.. Beide Verfahren „ec cash“ (PIN-basiert) und das elektronische Lastschriftverfahren ELV (Unterschrift-basiert) verzeichneten Wachstumsraten in Höhe von 9,9 Prozent bzw. 3,9 Prozent. Im Bereich der Tankstellen musste die Girocard, aber auch andere Zahlungskarten, erhebliche Umsatzrückgänge (minus 14 Prozent) hinnehmen. Der Grund für diese Senkung war der generelle Umsatzrückgang an Tankstellen, vorwiegend bedingt durch Preissenkungen. Der Anteil des ec cash-Verfahrens am Tankstellenumsatz blieb unverändert bei ca. 21 Prozent. Bezogen auf die Konsumausgaben der In- und Ausländer in Deutschland (ohne die Ausgaben, die üblicherweise per Lastschrift oder Überweisung getätigt werden, wie z. B. wohnungsbezogene Ausgaben, Versicherungen usw.) betrug der mit Karten getätigte Anteil 28,2 Prozent (Vorjahr: 26,7 Prozent). Dieser Indikator zeigt, dass – trotz krisenbedingten Rückgangs der Konsumausgaben (2009: minus 14 Mrd. Euro) – der Kartenanteil gestiegen ist. Die Konsumenten nutzten bei ihren Ausgaben immer mehr die Karte und ersetzten damit andere Zahlungsmittel, wie z. B. Bargeld. Während der Debitkartenumsatz 2009 ordentlich zulegte, verzeichnete das Kreditkartengeschäft (MasterCard, Visa und American Express) nach einer Periode hoher Zuwachsraten eine Wachstumspause. Das Umsatzwachstum betrug 2009 nur noch 0,6 Prozent. Der Anteil an Zahlungen von Konsumausgeben mit der Kreditkarte betrug 6,7 Prozent (Debitkarten & GeldKarte 19,7 Prozent, Handels- und tankkarten 1,7 Prozent). Es ist zu vermuten, dass auch in Deutschland das Kreditkartengeschäft krisenanfälliger ist als das Debitkartengeschäft. Die Kreditkarte wird in der Regel für Zahlungen im höheren Preis-Segment eingesetzt (der durchschnittliche Kassenbon bei einer Kreditzahlung beträgt ca. 105 Euro, bei einer Debitkartenzahlung nur ca. 57 Euro). Dieser „High-Value“-Bereich ist bei einem konjunkturbedingten Rückgang der Konsumausgaben am ehesten betroffen. Pro Kreditkarte sank der Jahresumsatz 2009 um ca. 65 Euro gegenüber dem Vorjahr. Im deutschen Kreditkartengeschäft spielen außerdem die Umsätze ausländischer Karteninhaber eine erhebliche Rolle, so dass der heftigere Konjunktureinbruch in anderen Ländern (wie z. B. USA) auch hier nachwirkt. Der Umsatz mit ausländischen Maestro-Karten (Debitkarten) ist dagegen – wie in den Vorjahren – stark angestiegen (+60 Prozent). Ausländer können diese Karte mittlerweile fast überall dort einsetzen, wo auch die inländische Girocard akzeptiert wird. Inzwischen werden aber in Deutschland von einzelnen Kreditinstituten auch Debitkarten herausgegeben, die nur noch das Maestro-Logo tragen. Diese Maestro-Umsätze inländischer Karteninhaber werden sich in den nächsten Jahren zunehmend bemerkbar machen. Die breite Akzeptanz anderer Debitkarten-Brands (wie z. B. Maestro oder V PAY) neben der Girocard ist eine Voraussetzung für eine wichtige Veränderung im einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) ab dem 1. Januar 2011. Ab diesem Zeitpunkt sollten die Kartensysteme keine Vorgaben mehr darüber machen, welches „Brand“ einer Karte am Point-of-Sale oder am Geldautomat vorrangig eingesetzt wird. Eine deutsche Debitkarte hat in der Regel mehrere „Brands“ (z. B. Girocard und Maestro). Mit welchem Brand der Karteninhaber eine Zahlung durchführen will, obliegt ab Januar 2011 dem Karteninhaber oder stellvertretend seiner kartenherausgebenden Bank. Es ist innerhalb der SEPA-Regulierung noch strittig, ob auch der Händler auf seiner Seite die Priorität steuern darf. Das Ziel dieser SEPA-Regulierung ist Wettbewerb der Systeme an der Kasse und am Geldautomat. Laut der Statistik der Bundesbank und des Eurosystems („Blue Book“) beträgt der Kartenumsatz am Point-of-Sale in Deutschland 2009 „nur“ 140 Mrd. Euro (statt 211 Mrd. Euro). Diese Statistik beruht auf Meldungen der Kreditinstitute. In dieser Statistik fehlen u.a. der Umsatz ausländischer Karten und der Umsatz der Kundenkarten (Handels- und Tankkarten). Außerdem erfasst die Bundesbank-Statistik nur ca. 30 Prozent der ELV-Umsätze, da der Rest dieser Transaktionen unter Lastschriften subsumiert wird. Im europäischen Vergleich zeigt Deutschland im Kartengeschäft dadurch ein rückständiges Bild, das mit der Realität nicht übereinstimmt, betont PaySys. Die meisten oben genannten Zahlen ergeben sich aus der von der Unternehmensberatung PaySys Consultancy im November 2010 veröffentlichten Kartenmarktstatistik 2000 – 2009. Weitere Informationen und Schaubilder PaySys Kartenstatistik 2010 

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